Integraler Journalismus
Perspektivenreich. Einfühlsam. Inspirierend.
Wozu das Ganze?
Hochwertiger Journalismus ist zentral für die Demokratie. Doch er hat noch gesellschaftsschädigende Nebenwirkungen:
- Statt unterschiedliche Meinungen zusammenzudenken, werden manchmal Konflikte überbetont. »Streit schafft Reichweite« scheint das Motto dann zu lauten.
- Statt das Innenleben von Menschen zu erkunden, klingen Beiträge manchmal kalt und zynisch. Oder sie erzeugen Angst- und Ohnmachtsgefühle bei Rezipient*innen.
- Und statt Lösungswege für gesellschaftliche Probleme zu erörtern, werden manchmal nur Politiker und Führungskräfte für ihre Fehler verurteilt.
Tag für Tag erreichen solche Beiträge Millionen Menschen. Es ist oft ihre Informationsgrundlage. Und ihr Vorbild, wie man diskutiert.
Wollen wir wirklich weiter so berichten? Oder geht das besser?
Können wir perspektivenreicher und weiter verständlich sein? Einfühlsamer und weiterhin analytisch? Inspirierender und gleichzeitig kritisch?
Können wir einen noch gesellschaftsdienlicheren Journalismus erschaffen? Journalistische Arbeit noch sinnstiftender machen? Und damit weiter die Leser, Hörerinnen und Zuschauenden erreichen? Gerade die jüngeren? Vielleicht sogar besser?
Was ist integraler Journalismus?
Das Wort »integral« bedeutet sowohl »wesentlich« als auch »ganzheitlich«. Integraler Journalismus soll genau das leisten: Er erweitert herkömmlichen Journalismus in wesentlichen Punkten um psychologische, neurologische oder systemtheoretische Tools. Klassische Tugenden wie kritisches Denken und Faktentreue bleiben dabei erhalten.
Ziele
Oberziel ist eine möglichst hohe Gesellschaftsdienlichkeit.
Unterziele sind:
- Mehr Perspektivenreichtum (Verständnisräume),
- mehr Empathie (Verbindungsräume)
- mehr Inspiration, die Zukunft zu gestalten (Aktionsräume).
Das alles zusammen soll zu qualitativ hochwertigeren Informationen führen. Und damit zu besser informierten Bürger:innen.
Und es soll die Qualität des öffentlichen Diskurses weiterentwickeln. Denn erst das ermöglicht vielschichtige Lösungsansätze für die komplexen Probleme unserer Zeit.
Perspektivenreichtum
Mehr Perspektiven in angemessener Gewichtung abbilden und zusammendenken. Und gleichzeitig klar und verständlich bleiben.
Hilfreich dafür sind unter anderem das Polaritäten-Management, die Quadrivia-Technik und ein geschärftes Bewusstsein wie Narrative und Paradigmen unser Denken strukturieren.
Empathie
Mehr Resonanz mit Protagonist:innen, der Audience, dem kulturellen Kontext und sich selbst als Reporter:in. Und gleichzeitig analytisch scharf bleiben.
Hilfreich dafür sind unter anderem die Polyvagaltheorie, das Circling, die personenzentrierte Gesprächsführung, Otto Scharmers vier Ebenen des Zuhörens und das Global Social Witnessing.
Inspiration
Wahrnehmen, was entsteht, wie sich Systeme verändern und wie die Zukunft mitgestaltet werden kann. Und gleichzeitig kritisch bleiben.
Hilfreich dafür sind unter anderem der Solution Based Journalism und der Field Repair/Field Advancement-Ansatz.
Alles drei zusammen
Neben den beschriebenen Methoden gibt es einige universelle, die den Journalismus in allen drei Feldern voranbringen. Dazu zählen: Jane Loevingers Modell der Ich-Entwicklung, Otto Scharmers Theory U und Niklas Luhmans News-Selektoren.
Ist das konstruktiver Journalimus?
Teils. Konstruktiver Journalismus fließt in die Säule »Inspiration« mit ein. Integraler Journalismus ist aber mehr als das. Das Modell ist systemisch und soll den Journalismus auf allen Ebenen weiterbringen.
Methodik
Aus folgenden Wissensbereichen werden Methoden und Techniken übernommen.
Entwicklungspsychologie
Ich-Entwicklung nach Jane Loevinger, Susanne Cook-Greuter und Thomas Binder. Modell hierarchischer Komplexität nach Michael Commons. Moralentwicklung nach Lawrence Kohlberg.
Kognitionspsychologie
Kognitionspsychologie nach Daniel Kahneman. Polaritäten-Management nach Barry Johnson. Wertetrapez nach Friedemann Schulz von Thun. Typologie der kognitiven Verzerrungen nach Buster Benson. Factfulness-Prinzipien nach Hans Rosling. Deep Democracy nach Greg und Myrna Lewis.
Narrationspychologie
Narrationspsychologie nach Dan McAdams. Journalistische Mythenforschung nach Jack Lule. »Complicating The Narratives«-Ansatz nach Amanda Ripley.
Emotionspsychologie
Personenzentrierte Gesprächsführung nach Carl Rogers. Metta Meditationen nach John Kabat-Zinn. Circling nach John Thompson. Emotionale Dialektik nach Julius Kuhl. Global Social Witnessing nach Thomas Hübl.
Kommunikationstheorie
Diskursprinzipien nach Bernhard Pörksen und Friedemann Schultz von Thun. Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg. Zirkuläres Fragen nach Fritz Simon. Gesprächsstörer nach Thomas Binder.
Neurologie
Polyvagaltheorie nach Stephen Porges.
Systemtheorie
Systemtheorie nach Niklas Luhmann. Theorie der öffentlichen Sphäre nach Jürgen Habermas. Field Repair und Field Advancement nach Christopher Buschow. Aktivitätsfelder nach Harry Gatterer. Theory U nach Otto Scharmer.